Dr. Wahied Wahdat-Hagh, Senior Research Fellow bei der „European Foundation for Democracy“ in Brüssel und Kolumnist für WELT DEBATTE, stellt hier einem deutschsprachigen Leserkreis ausführlich Prof. Abbas Milanis Beitrag aus dem Online-Journal „The New Republic“ vom 15. August 2009 vor. Milani ist Iran-Experte und lehrt Iranian Studies an der Stanford Universität.
Milani schreibt, dass es verstehbar sei, dass die schiitisch-islamische Lehre mit dem Bahai-Glauben in einem Spannungsverhältnis stehe. Die Schiiten glauben an den zwölften Imam, der in Gestalt eines Messias noch erscheinen müsse, Mohammad sei dabei die letzte Gottesoffenbarung für alle Zeiten. Die Bahai hingegen verfechten das Prinzip der fortschreitenden Gottesoffenbarung, die weder mit dem Islam noch mit dem Bahai-Glauben selbst zu einem Ende gekommen ist.
In dem Beitrag in „The New Republic“, der einen Vortrag im San Fransisco Herbst Theater wiedergibt, hebt Milani hervor, dass in der zivilisierten Welt theologische Differenzen nicht mehr mit Gewalt ausgetragen werden dürfen.
Abbas Milani sagt, dass die Behandlung der iranischen Bahai in den letzten 150 Jahren eine „Schande in unserer Geschichte“ sei. Er vertritt die Position, dass Iran keine Demokratie werden könne, solange die Bahai-Frage nicht gelöst ist. Wörtlich schreibt er: „Der Iran kann keine Demokratie werden, solange die Bahai nicht als Bürger der Gesellschaft anerkannt werden, genauso wie die Zoroastrier, die Juden, die Christen oder Mitglieder jeder anderen Glaubensrichtung.“ Auch Nicht-Gläubige sollen dieselben Rechte wie Gläubige bekommen. Der Staat dürfe sich nicht in private Angelegenheiten der Menschen einmischen.