Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) aus Frankfurt am Main sieht in den Zerstörungen im Dorf Ivel in der iranischen Provinz Mazandaran einen „weiteren Höhepunkt“ der Verfolgung der Bahá’í im Iran, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Wie jetzt bekannt wurde, sind am 22. und 23. Juni die Häuser von etwa 50 Baha’i-Familien im iranischen Dorf Ivel (auch Eivel umschrieben), nahe dem Kaspischen Meer zerstört worden. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, hatte eine aufgeputschte Menschenmenge die Zugänge zum Dorf blockiert und nur vier Radlader und mehrere LKWs in das Dorf passieren lassen, die innerhalb von zwei Tagen die Häuser der Baha’i zerstörten. „Die Verfolgung von Minderheiten im Iran erreicht damit einen weiteren Höhepunkt. Das Regime von Präsident Ahmadinedschad fördert die Intoleranz und Auschreitungen gegen die Baha’i. Die Einbestellung des iranischen Botschafters durch das Auswäritge Amt am 15. Juni war das richtige Zeichen in Richtung Teheran“ erklärte der IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin.
Die Baha’i des Dorfes hatten zuvor erfahren, dass muslimische Einwohner ihres Ortes Unterschriften zur Räumung oder Zerstörung der Häuser der Baha’i sammelten. Die Baha’i wandten sich daraufhin an verschiedene Behörden und Polizeidienststellen sowie an das Büro des Gouverneurs der Provinz Mazandaran in Sari, sie wurden jedoch überall abgewiesen oder sogar bedroht. Nach Angaben der IGFM ist die Baha’i Bevölkerung von Ivel schon seit Jahren Opfer von Gewaltausbrüchen, Vertreibungen und Schikanen durch islamische Extremisten und die Behörden des Iran. Die im Iran entstandene Religionsgemeinschaft der Baha’i ist mit etwa 300.000 Angehörigen die größte nichtmuslimische religiöse Minderheit des Landes, noch vor den christlichen Kirchen. Die Baha’i lehnen die Scharia ab und vertreten die Gleichberechtigung von Männern und Frauen.
Auch in staatlichen Medien werde seit Jahren gegen Baha’i aber auch gegen Religionslose und Apostaten gehetzt. Nach klassischer islamischer Rechtesauffassung hätten neben dem Islam nur Christentum, Judentum und Zoroastrier eine Daseinsberechtigung. Aus diesem Grunde würden Angehörige anderer Religionen diskriminiert oder offen verfolgt wie im Falle der Baha’i. Nach Einschätzung der IGFM verfolgen die Sicherheitsorgane des Iran Muslime, die sich von Ihrer Religion abgewandt haben und bekennende Atheisten am härtesten, denn beide Gruppen würden den Glauben an die göttliche Legitimation der Islamischen Republik besonders stark in Frage stellen.