Der Dokumentarfilm Iran Elections 2009 des deutsch-iranischen Regisseurs Ali Samadi Ahadi („Lost Children“, „Salami Aleikum“) erhielt am Samstag in Nürnberg den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2010 in der Kategorie Profi. Der Film erinnert an die dramatischen Ereignisse um die Wahlen im Iran im Jahr 2009. Veranstaltet wurde der Menschenrechts-Filmpreis 2010 von achtzehn Nicht-Regierungsorganisationen, darunter auch der Bahá’í-Gemeinde Deutschland. Ihr Sprecher Ingo Hofmann hielt bei der Preisverleihung in der Nürnberger Tafelhalle die Festrede.
Im Iran werden Menschenrechte, Demokratie und die Freiheit von Millionen Menschen zurzeit mit Füßen getreten. Friedliche Demonstranten werden niedergeschossen. Und damit es niemand sieht, wird versucht, die Weltöffentlichkeit aus dem Land auszusperren. „Der Umfang des Spektrums an Menschenrechtsverletzungen in der Islamischen Republik Iran ist einem der ältesten und reichsten Kulturländer dieser Erde gewiss nicht gemäß“, betonte Prof. Ingo Hofmann in seiner Rede vor rund 500 Gästen aus Politik, Kultur, Kirchen und Gesellschaft. „Mittelalterliche Methoden des Strafvollzugs, Steinigung, Folter, Gefängnis für Unliebsame, Schrecken und Terror durch die Basiji bestimmen die Situation im Iran. „Die Menschenrechtslage der iranischen Angehörigen der Bahá’í-Religion – mit über 300.000 Gläubigen die größte religiöse Minderheit im Iran – ist katastrophal“, betonte Hofmann. „Seit ihrer Geburtsstunde im Jahr 1844 im damaligen Persien werden die Bahá’í diskriminiert und verfolgt. Aufklärungsverdächtig und nachislamisch – eine solche Religion darf es nicht geben, also muss sie im Mullahstaat verfolgt werden.“
Doch unmittelbar wie selten zuvor wurde die Welt nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2009 Zeuge eines demokratischen Aufbruchs. Bilder und Berichte über die Erhebung gelangten über digitale Medien, Mobiltelefone und das Internet an die Öffentlichkeit. Der in Köln lebende deutsch-iranische Regisseur Ali Samadi Ahadi greift in seiner rund 50-minütigen Dokumentation Iran Elections 2009 auf diese authentischen Zeugnisse zurück. „Fundstücke aus dem Internet: Videosequenzen und Textfragmente aus den dramatischen Tagen und Wochen des iranischen Wahljahres – verschmelzen in seinem Film mit Augenzeugenberichten von Menschen, die das Land inzwischen verlassen haben. Vieles davon ist traurig und erschütternd. Aber vieles ist auch kämpferisch und anklagend. Und wo dokumentarische Bilder fehlen, führen Zeichnungen und Animationen den visuellen Erzählstrang weiter“, begründete die Jury ihre Entscheidung bei der Preisverleihung in der Nürnberger Tafelhalle.
Der Kabarettist, Fernsehmoderator und Musiker Christoph Süß führte durch die Abendveranstaltung, deren musikalischer Rahmen die Sängerin und Komponistin Yara Linss gemeinsam mit ihrer Akustik-Formation in einem Stil zwischen Jazz und Bossa Nova gestaltete.
BR alpha, der Bildungskanal des Bayerischen Rundfunks, zeichnete die Preisverleihung auf und strahlt diese im Rahmen der Sendereihe „Denkzeit“ am Samstag, 8. Januar 2011 um 22.30 Uhr in seinem Programm aus.
Deutscher Menschenrechts-Filmpreis on Tour
Nach der Preisverleihung am Samstag geht der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis on tour: Intention des Veranstalterkreises des Medienwettbewerbs ist, breite Teile der Gesellschaft auf die ungebrochene Aktualität der Menschenrechte und deren Schutz hinzuweisen und zum Handeln zu ermutigen. Um die Filme möglichst vielen Zuschauern zugänglich zu machen, werden im Dezember 2010 und Januar 2011 dezentrale Filmvorführungen bzw. Filmgespräche in Bonn, Berlin und München angeboten. Die Termine für die „Langen Nächte des Menschenrechtsfilms“ 2010 und 2011: Bonn, 9. Dezember 2010 (LVR-Landesmuseum), Berlin, 16. Dezember2010 (Haus der Kulturen der Welt) und München, 20. Januar 2011 (Hochschule für Philosophie).
Die Rede Ingo Hofmanns hier auf der Seite des Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2010 im Wortlaut.
Die Jurybegründungen zu allen Preisträgern gibt es hier.
Die Rede Ingo Hofmanns hier auf der Seite des Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2010 im Wortlaut.
Die Jurybegründungen zu allen Preisträgern gibt es hier.