Die in Styropor nachgebaute Gefängniszelle passte nicht ganz zum adventlichen Ambiente. Aber auch Schnee und Kälte hielten die überwiegend jungen Leute nicht davon ab, mit übergroßen Buchstaben direkt vor dem großen Weihnachtsbaum auf dem Schillerplatz Freiheit für die sieben Yárán einzufordern. Die rund 50 Bahá’í aus dem Rhein-Main Gebiet versammelten sich dort zusammen mit ihren Freunden und Bekannten sowie Mitgliedern der Mainzer Studentengruppe von Amnesty International, um auf die Verfolgung der Anhänger der Bahá’í-Religion in ihrem Ursprungsland Iran hinzuweisen.
Sie bauten einen Info-Stand auf, spannten ein großes Banner und in die nachgebaute Gefängniszelle stellten sie übergroß die Zahl „10“ – für die zehn Jahre Haft, zu der jüngst die Yárán, die siebenköpfige inoffizielle Führungsriege der iranischen Bahá’í-Gemeinde verurteilt wurde. Das Vergehen der sieben: Bahá’í und damit Angehörige dieser mit 300.000 Mitgliedern größten religiösen Minderheit des Landes zu sein und für Ideale wie die Gleichwertigkeit von Mann und Frau und universelle Bildung einzutreten.
Und auf eben diese Ungerechtigkeit wollte die Aktion hinweisen: Das völlig unschuldige Menschen, die sich für mehr Menschlichkeit in ihrem Heimatland einsetzen, für Ideale und für die Menschenrechte, brutal verfolgt und misshandelt werden. Vor allem geschah dies mit den übergroßen Buchstaben, mit denen nicht nur das Wort YARAN – was auf Persisch so viel wie „Freunde“ heißt und womit die sieben bezeichnet wurden – geschrieben wurde. Die Passanten bekamen noch viele weitere Ausrufe zu sehen wie: MENSCHENRECHTE IM IRAN FÜR ALLE, SOLIDARITÄT FÜR IRANER usw. – zum Teil auch auf Englisch und auf Persisch. Und nicht zuletzt: IRANER, IHR SEID NICHT ALLEIN. Diese Botschaft sollte möglichst weit vom Schillerplatz in die Welt ausstrahlen und auch die Machthaber im Iran erreichen, damit ihnen deutlich wird, dass die Unterdrückung der iranischen Bahá’í-Gemeinde und aller, die sich friedlich für die Menschenrechte im Iran einsetzen, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, das nicht unbemerkt bleibt. Dazu hier das Video:
Diesem Wunsch schloss sich auch die Hofheimer Bürgermeisterin und stellvertretende hessische SPD-Vorsitzende Gisela Stang an, die nicht nur die Schirmherrschaft für diese Aktion übernahm, sondern es sich auch nicht nehmen ließ, persönlich vorbeizuschauen und aktiv bei der Buchstabenaktion mitzumachen. Außerdem wurden für Amnesty International Unterschriften gesammelt – mit tatkräftiger Unterstützung der ai-Gruppe an der Uni Mainz.
Neben Frau Stang konnten die Initiatoren noch einige weitere prominente Persönlichkeiten für die Schirmherrschaft gewinnen: Der Exilpolitiker und Gründer von United Republicans for Iran, Dr. Mehran Barati, der CDU-Europaabgeordnete Michael Gahler, der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Omid Nouripour, der gerade preisgekrönte Filmemacher Ali Samadi sowie Kordula Schulz-Asche, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Hessen. Außerdem wurden die Aktionstage von Amnesty International und der Gruppe Solidarity with Laale Park Mothers Frankfurt aktiv unterstützt.
Dieser Aktionstag war der Abschluss einer ganzen Reihe solcher Aktionen aus Anlass des Tages der Menschenrechte (10. Dezember) in Frankfurt, Taunusstein und Wiesbaden sowie jetzt in Mainz.