Die Webseite evangelisch.de informiert über den jüngsten Weltverfolgungsindex 2011 des christlichen Hilfswerks Open Doors, der Daten liefern möchte über die Lage verfolgter Christen in 50 Ländern weltweit.

Nordkorea führt die Rangliste von Open Doors zum neunten Mal in Folge an. Iran bleibt auf Platz zwei, Afghanistan löst Saudi-Arabien auf dem dritten Platz ab, das nunmehr auf Platz vier landet. … Jedes Jahr bewertet Open Doors die Religionsfreiheit für Christen in 50 Ländern anhand eigener Befragungen vor Ort, von Berichten über Übergriffe und Experteneinschätzungen. „Das Leiden von Millionen Christen darf nicht länger nur ein Randthema in unserer Gesellschaft bleiben“, sagte der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode. Christen würden in manchen Ländern jahrzehntelang in Todeszellen sitzen oder in Arbeitslagern gefoltert.

Indes zitiert die Seite auch einen Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd), wonach Amnesty international davor warnt,  nach dem Anschlag auf koptische Christen in Ägypten andere verfolgte Minderheiten aus dem Blickfeld zu verlieren.

Es entstehe der Eindruck, dass Anschläge auf Christen in den Medien besonders aufmerksam behandelt werden, sagte die amnesty-Nahostexpertin Ruth Jüttner am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Dabei würden auch andere Minderheiten diskriminiert und verfolgt. Als Beispiel nannte sie die Bahai in Ägypten. Während Christen auch im Islam als Religionsgruppe anerkannt seien, gelte dies nicht für die Bahai. Sie hätten große Schwierigkeiten beim Zugang zu Schulen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Dienstleistungen, erklärte Jüttner. Zudem sei die Gruppe wesentlich kleiner – „möglicherweise 2.000“ Bahai leben nach ihren Angaben in Ägypten.

Matthias Kamann zweifelt unterdessen die Zahlenangaben von Open Doors an und verweist auf den „bislang eher stiefmütterliche(n) Umgang“ mit dem Problem mangelnder Religionsfreiheit. Die mangelnde Aufmerksamkeit habe bislang zur Folge gehabt, „dass die Datenbasis sehr zu wünschen übrig lässt“.

Wenn die Organisation „Open Doors“ davon spricht, dass weltweit 100 Millionen Christen verfolgt würden, ist Vorsicht angebracht. Sicher sagen nämlich lässt sich nur, dass etwa 100 Millionen Christen in Ländern leben, in denen Christen in unterschiedlichen Formen diskriminiert und einzelne Personen konkret verfolgt werden. Abstrakte Schätzungen werden diesen Umständen nicht gerecht und müssen daher dringend durch genauere Analysen ersetzt werden. Ein Grund mehr, sich diesem Thema künftig mit jener Gründlichkeit zu widmen, die etwa beim Kampf gegen politische Unterdrückung seit langem im Westen Standard ist.

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