Joachim Frank, Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, wendet sich in einem Leitartikel gegen eine selektive Wahrnehmung religiöser Verfolgung.  Terroristen haben nicht nur eine Kirche im Visier, so Frank, der meint: „Einschränkungen der religiösen Freiheit, Diskriminierung oder gar Todesgefahr verstoßen immer und überall gegen ein fundamentales Menschenrecht.“ Besser als pflichtschuldige Bekundungen der Abscheu und Empörung sei, so Frank, eine „gelebte Verbundenheit: gegenseitige Besuche, Teilnahme an Gebet und Feier – so wie am koptischen Weihnachtsfest oder zum Gedenken der Toten von Alexandria.“

Gottesdienste unter Polizeischutz – was im Fall der Kopten derzeit Schlagzeilen macht, ist für jüdische Gläubige selbst in Deutschland Alltag. Sogar deren Kindergärten wirken äußerlich mitunter wie Hochsicherheitstrakte, mit hohen Zäunen, Türschleusen und Kamera-Überwachung. Daran zu erinnern, ist wichtig, bevor man ein Lamento über die Lage der Christen in Ägypten und anderen Teilen der Welt anstimmt. Denn es kann nicht um ein interreligiöses Verfolgungsranking gehen, auf dem am Ende die eine Gruppe nach Punkten vor der anderen liegt. Wer so argumentieren wollte, müsste zum Beispiel die weltweit fünf bis sieben Millionen Bahai an die Spitze setzen: In ihrem Ursprungsland, dem Iran, sind die Bahai völlig rechtlos und damit schlimmer dran als Christen oder Juden, denen das islamische Gesetz zumindest einen begrenzten Schutz zugesteht.

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