"Es ist noch ein langer Weg zurückzulegen"

Ulrich Delius, Auslands-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker aus Göttingen, gibt der Landeszeitung Lüneburg ein Interview über die derzeitigen Umbrüche in den Gesellschaften des Maghreb. Dabei kommt er auch auf Minderheitenrechte zu sprechen.

Es ist noch ein langer Weg zurückzulegen, bis arabische Gesellschaften anerkennen, dass es in ihrer Mitte Minderheiten gibt, die Rechte haben sollten. Sei es in religiöser Hinsicht, dass sich etwa Ägypten säkularisiert — und der Islam nicht länger Staatsreligion ist –, was von Kopten, Juden und Bahai als bedrückend empfunden wird. Sei es in ethnischer Hinsicht, dass Staaten wie Marokko, Libyen und Algerien einräumen, nicht nur arabische Nationen zu sein, sondern zum Beispiel auch Berber-Nationen.
Gibt es Ansätze, die Vielfalt Arabiens zur Stärke und nicht zum Problem werden zu lassen?
Delius: Es gibt sehr schöne Ansätze zum Beispiel in Ägypten: Einen engen Schulterschluss von Muslimen und Angehörigen anderer Religionen, um die Minderheiten vor Übergriffen von Radikalen zu schützen. Nehmen wir Tunesien, wo vor wenigen Tagen ein koptischer Priester ermordet wurde. Als Reaktion demonstrierten Tausende Muslime. Das sind hoffnungsvolle Zeichen, die überwiegend von jungen Leuten gesetzt werden.

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