Weltweite Empörung über Verhaftungen der Bahá’í-Hochschullehrer

Die Regierung Österreichs, mehr als achtzig bekannte Persönlichkeiten Indiens und Spitzenakademiker aus Großbritannien zählen zu den Unterstützern, die sich für das Recht der iranischen Bahá’í auf Bildung einsetzen. Auch Menschenrechtsorganisationen schlossen sich der Forderung an, die Ende Mai inhaftierten Mitwirkenden am Bahá’í Institute for Higher Education (BIHE) sofort freizulassen. Unterdessen soll das iranische Ministerium für Wissenschaft und Technik alle BIHE-Aktivitäten für illegal erklärt haben.
Etwa 39 Wohnungen von Bahá’í, die mit dem Bahá’í Institute for Higher Education (BIHE) in Verbindung standen, wurden am 21. und 22. Mai ins Visier genommen. Fünfzehn BIHE-Aktivisten sind drei Wochen nach den ersten Razzien noch immer in Haft. Darauf wies die Internationale Bahá’í-Gemeinde hin. Drei weitere wurden verhaftet, jedoch später wieder freigelassen, während andere Bahá’í des Instituts vom Geheimdienst verhört wurden.
“Die jüngsten Hausdurchsuchungen und Verhaftungen stellen damit einen weiteren Versuch dar, den Zugang der Bahá’í-Gemeinschaft zu Bildung einzuschränken“, hieß es in einer Mitteilung der österreichischen Regierung. Michael Spindelegger, Österreichs Vizepräsident und Außenminister, wurde mit den Worten zitiert: „Das Recht auf Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, das jedem zusteht, egal, welcher Glaubensgemeinschaft er angehört. Die Einschränkung des Zugangs zu Bildung für junge Bahá’í ist nicht akzeptabel.“
„Menschen wegen ihres Glaubens zu verfolgen, ist ein eindeutiger Verstoß gegen die Menschenrechte. Der Iran muss seine auch international eingegangenen Verpflichtungen einhalten“, sagte Spindelegger am 1. Juni.
Eine Gruppe führender Akademiker Großbritanniens schrieb in einem offenen Brief, der am 11. Juni im Guardian veröffentlicht wurde: “Die Bahá’í aus den Universitäten fernzuhalten, zeigt die Ignoranz der Regierung selbst. Jungen Bahá’í, die nicht studieren dürfen, wird ein grundlegendes Menschenrecht vorenthalten. Ihr Wunsch, sich in die Gesellschaft einzubringen, wird gleich am Beginn ihres Erwachsenenlebens erstickt.“
Akademiker, Studierende und Politiker sollten sich zugunsten der Bahá’í-Studierenden im Iran zusammenschließen. Den Behörden müsse beigebracht werden, dass Menschenrechte universell sind, schrieben die Professoren aus Oxford, Cambridge und anderen Universitätsstädten.
In Indien unterzeichneten 80 bekannte Persönlichkeiten aus der Justiz, der Wirtschaft und aus Nicht-Regierungsorganisationen sowie von Menschenrechtsgruppen, Universitäten und religiösen Gemeinschaften eine Petition an die iranische Regierung, in der sie die sofortige und bedingungslose Freilassung der BIHE-Gefangenen fordern.
“Die neuesten Feindseligkeiten, mit der diese verfolgte Gemeinde überhäuft wurde, verdient die schärfste Verurteilung von jedem in Indien und auf der Welt, der für Menschenwürde einsteht“, heißt es in der Petition, zu deren Unterzeichnern auch V. R. Krishna Iyer, ein ehemaliger Richter des indischen Obersten Gerichtshofes, und Miloon Kothari, ehemaliger Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für angemessenen Wohnraum zählen.
”Die Folgen der Politik, der Bahá’í-Jugend den Zugang zu Hochschulbildung zu verwehren werden sich nicht nur auf die iranische Bahá’í-Gemeinde, sondern auf das Land als ganzes negativ auswirken.“
Auch Christian Solidarity Worldwide (CSW) drängt den Iran, seine diskriminierende Bildungspolitik zu beenden. „Obwohl der Iran den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte unterzeichnet und damit versprochen hat, die internationalen Normen der Religionsfreiheit für alle Bürger zu gewährleisten, greift der Iran Bahá’í und christliche Gemeinden ganz offensichtlich ausschließlich aufgrund ihres Glaubens an“, sagte der Generaldirektor von CSW, Mervyn Thomas.
“Die CSW fordert die iranische Regierung auf, seine Verpflichtungen laut Internationalem Pakt über bürgerliche und politische Rechte einzuhalten und dafür Sorge zu tragen, dass religiöse Minderheiten in den Genuss der Freiheiten kommen, die in dem Abkommen definiert wurden.“
In den USA sagte Senator Mark Kirk, der in diesem Jahr eine Resolution des Senats, in der die Verfolgung der Bahá’í im Iran verurteilt wird, initiierte, dass die internationale Gemeinschaft die neuesten Verhaftungen “scharf verurteilen” sollte. „Ich verspreche, dass wir unsere Anstrengungen im Senat verdoppeln werden, um die iranische Bahá’í-Gemeinde und alle iranischen Bürger, die sich nach Menschenrechten, Freiheit und Demokratie sehnen, zu unterstützen”, sagte der Senator.
In einem Seminar an der Berkely Universtität in Kalifornien wurde zudem am 22. April das Thema Menschenrechtsverletzungen im Iran behandelt, darunter auch das Aussperren der Bahá’í und anderer aus höheren Bildungseinrichtungen. Zu den Seminarteilnehmern zählten das Universitätsangehörige, Studierende und Gäste aus Brasilian, Nicaragua, El Salvador sowie Afghanistan.
Firuzeh Mahmoudi, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von United4Iran, berichtete über den Mut einiger kürzlich verhafteter Studenten im Iran. Die iranische Regierung habe ihre internationalen Menschenrechtsverpflichtungen in vielerlei Hinsicht gebrochen, sagte Mahmoudi, darunter „die Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit, die Freiheit des Glaubens, der Religion und der Privatsphäre, das Recht, an öffentlichen Foren, Versammlungen und Protesten teilzunehmen, die Freiheit, nicht willkürlich verhaftet und inhaftiert zu werden, die Freiheit auf faire Rechtsprechung und Gerichtsverhandlungen, die Freiheit von Folter, die Freiheit Umzuziehen, d.h. auch, den Iran zu verlassen, das Recht auf Mitgliedschaft und Teilhabe.“
Die International Campaign for Human Rights in Iran und die U.S. Commission on International Religious Freedom forderten ebenfalls die Freilassung der Gefangenen.
Artikel über die Angriffe auf die BIHE erschienen unter anderem in der brasilianischen Zeitung O Globo, der Washington Post und beim australischen ABC Radio, wie auch auf dem Webseiten von CNN International, University World News, Radio Free Europe und The Huffington Post.

Diesen Artikel teilen: