Podiumsdiskussion erörtert Menschenrechtskrise im Iran

(v.l.n.r.) Dr. Nazila Ghanea, Universität Oxford; Shadi Sadr, Frauenrechtlerin; Louise Ellman MP, Moderatorin; Mike Gapes MP; Khataza Gondwe, Christian Solidarity Worldwide; Omid Djalili, Schauspieler

Bei einer Veranstaltung im britischen Parlament wurde die Menschenrechtssituation im Iran unter die Lupe genommen. Darüber berichtet der Bahá’í World News Service. Die Podiumsdiskussion mit Parlamentsabgeordneten, Iran-Experten und Menschenrechtsaktivisten wurde von der fraktionsübergreifenden Parlamentariergruppe „Freunde der Bahá’í“ und den Menschenrechtsgruppen United4Iran und Christian Solidarity Worldwide veranstaltet.
„Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die Menschenrechtssituation im Iran in einer Krise ist“, meinte Dr. Nazila Ghanea, Lehrbeauftragte an der Universität Oxford und Herausgeberin der Zeitschrift Religion & Human Rights. Dr. Ghanea warf der iranischen Regierung vor, „der wesentliche Motor für Intoleranz, Hass und Verfolgung zu sein“. Sie verwies auf die systematische Kampagne religiöser Verfolgung gegen die Bahá’í und die Drangsalierungen, Inhaftierungen und Folterungen, die alle Minderheiten und verletzlichen Personen ausgesetzt seien. Diese Maßnahmen werden von der Regierung „angestiftet und weitergeführt“.
Dr. Ghanea berichtete davon, wie die Regierung regelmäßig „Memoranden, Gesetze, Verordnungen und Drohungen“ an Regierungsbeamte, Universitäten, Lehrer und Privatunternehmer verschickt mit der Anweisung, Angestellte, Studenten und andere Menschen, die zu einer abtrünnigen Gruppe gehören, zu entlassen – seien es Bahá’í, politisch Aktive oder Menschen, die falsche Fragen stellen. „Kinder werden in der Schule gedemütigt und schikaniert“, fügte sie hinzu, „jedoch nicht von anderen Kindern, sondern non ihren Lehrern auf Anweisung der Regierung.“
Sie wies auch darauf hin, dass die Repressionen sich auf eine immer größere Gruppe von Menschen, „die angeblich Dissidenten sind“, ausweitet. „Durch seine Vorurteile gegenüber fast der ganzen Bevölkerung hat das iranische Regime darin versagt, die reiche Vielfalt iranischer Zivilisation anzuerkennen.“
Die Frauenrechtlerin und Rechtsanwältin Shadi Sadr, die selbst in iranischer Haft war, sprach über die schwere Situation der weiblichen Gefangenen. Ihnen werden viele Rechte vorenthalten, die ihnen laut internationalem und iranischem Gesetz zustehen, sagte sie. Shadi Sadr hob die extreme Gewalt hervor, denen weibliche Gefangene während der Verhöre ausgesetzt sind. Die dadurch erzeugte Angst lähme die Aktivitäten von Frauen im ganzen Land.
In den vergangenen Jahren hat auch die Verfolgung der Christen im Iran zugenommen. Khataza Gondwe von Christian Solidarity Worldwide (CSW) berichtete von den Hassreden der iranischen Regierung gegen Minderheiten und zitierte die benutzte Rhetorik gegen Christen, die sie als „überaus produktiv und aufrührerisch“ bezeichnete. Demnach hätten sich Christen „wie Parasiten in den Islam eingeschlichen”, sie seien “Teil perverser Kulte” und “ausländischer Verschwörung”.
Der Abgeordnete Mike Gapes, ehemaliges Mitglied des parlamentarischen Sonderausschusses für auswärtige Angelegenheiten, erinnerte sich an die Wärme und Gastfreundschaft, die ihm normale iranische Bürger bei seinen Reisen entgegen brachten. Er verglich das Verhalten der iranischen Regierung, die angeblich im Namen der „nationalen Sicherheit“ handelt, mit der jungen, dynamischen und lebendigen Gesellschaft, die mit der Welt zu tun haben möchte. „Erst wenn die iranische Regierung alle seine ethnischen und religiösen Minderheiten anerkennt und ihnen gleiche Rechte zubilligt, ist die iranische Sicherheit gewährleistet“, sagte Gapes. „Die größtmögliche Sicherheit ist die menschliche Sicherheit.“
Die Veranstaltung fand am 15. Juni statt und war Teil einer Reihe von Aktivitäten in der ganzen Welt, bei denen des dritten Jahrestages der Verhaftung der sieben inhaftierten iranischen Bahá’í-Führungsmitglieder gedacht wurde. Sie wurden aufgrund falscher Beschuldigungen angeklagt, ohne Beweise verurteilt und in Verletzung eines fairen Prozesses zu jeweils zwanzig Jahren Haft verurteilt.
In einem Grußwort an die Veranstaltung beschrieb die Menschenrechtsanwältin Cherie Blair, die Verhaftung der sieben Bahá’í als „eine Schande für die Regierung des Landes“. Cherie Blair forderte die iranische Regierung auf, die Bahá’í-Führungsmitglieder freizulassen und sich an die Verpflichtung zur Glaubens- und Religionsfreiheit zu halten.
Der aus dem Iran stammende englische Schauspieler und Comedian Omid Djalili, der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnahm, meinte, die sieben Bahá’í hielten an ihrer Persönlichkeit sowie an ihrer Identität fest, indem sie ihrem Glauben und ihren Prinzipien treu blieben. Djalili lobte auch die Tapferkeit und Standhaftigkeit der iranischen Bahá’í-Gemeinde als Ganzes.
Kishan Manocha, Leiter des Büros für Außenbeziehungen der britischen Bahá’í-Gemeinde folgerte, dass die Veranstaltung das ganze Ausmaß der Menschenrechtskrise im Iran aufzeigte. „Sie erinnerte uns daran, dass nicht nur Bahá’í, sondern auch andere religiöse Minderheiten, Frauen, Journalisten und andere ständig Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind.“

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