Neda Mihanyar schreibt für den Onlinedienst der im Levante-Verlag erscheinenden Zeitschrift „Zenith. Zeitschrift für den Orient“ über die Verweigerung des Rechts auf Bildung an den Bahá’í im Iran. Die jüngste Serie von Razzien und Verhaftungen im Zusammenhang mit dem Bahá’í Institute for Higher Education (BIHE) sei ein weiterer Schritt in der stetigen Verfolgung der iranischen Bahá’í, schreibt sie.
»Für mich bleibt es unfassbar«, sagte Mahtab Mortezaie Farid, die Tochter von Kamran Mortezaie Farid, der im Rahmen der Razzien verhaftet wurde, in einem Interview mit dem persischsprachigen Dienst von Voice of America (VOA). »Wie kann das Streben nach Wissen oder das Vermitteln akademischer Inhalte ein Verbrechen sein, für das man verhaftet wird? Der Lehrstoff, der am BIHE vermittelt wird, war haargenau derselbe, wie er auch an den öffentlichen Universitäten unterrichtet und sogar gefördert wird. Es handelte sich in keiner Weise um religiöse Inhalte…Was kommt als nächstes? Werden die Bahai ab morgen verhaftet, wenn sie bloß ein Buch in der Hand halten?« …
Von einer Verkettung unglücklicher Umstände, im Rahmen derer auch die Bahai-Gemeinde als eine unter vielen dem momentan aufgeladenen politischen Klima zum Opfer gefallen ist – quasi als Nebenprodukt – kann keineswegs die Rede sein. Ganz im Gegenteil: Im Rahmen der kulturellen Säuberungskampagne der Islamischen Republik sind die Bahai von jeher das Sinnbild des »Anderen«, in Abgrenzung zu dem sich die eigene Identität formiert. Die Anhänger dieser größten nicht-muslimischen religiösen Minderheit des Landes finden sich seit jeher in der Rolle des Sündenbocks wieder, anhand dessen ein Exempel statuiert werden soll. Sie verkörpern das Gegenbild zu einer von den Machthabern anvisierten, homogenen schiitischen Gesellschaft.