Der 'religiöse Feind' im Blick des iranischen Unterdrückungsapparats

Richard Herzinger macht in der Online-Ausgabe der Zeitung Die Welt auf das Schicksal des im Iran zum Tode verurteilten Pastors Youcef Nadarkhani aufmerksam. Die iranischen Behörden werfen dem 34-jährigen „Abfall vom islamischen Glauben“ und „Verbreitung nicht islamischer Lehren“ vor. Das Todesurteil gegen den nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) im Alter von 19 Jahren zum protestantischen Christentum konvertierten Iraner kann jederzeit vollstreckt werden, da es inzwischen von Gerichten letztinstanzlich bestätigt wurde. Wie die Zeitung weiter berichtet, hat CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in einem Brief vom 5. September an den iranischen Botschafter in Berlin die „sofortige und bedingungslose Freilassung“ des Pastors verlangt. Bei einer gemeinsamen Aktion der IGFM und der CDU Saarland übernahm die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, zudem eine politische Patenschaft für den Pastor.
Richard Herzinger zitiert den Vorstandssprecher der IGFM, Martin Lessenthin, wonach „nun wieder ‚der religiöse Feind‘ in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des iranischen Unterdrückungsapparats“ gerückt ist.

Sogenannte Neuchristen – also Apostaten, die sich vom Islam losgesagt haben – sind nicht die einzige Glaubensgruppe, die im Iran in jüngster Zeit mit verstärkter Härte verfolgt wird. Nach Einschätzung von IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin haben seit der Amtsübernahme von Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad im Jahre 2005 die heftigsten Verfolgungen wohl die Anhänger der Bahai-Religion erdulden müssen. Auch die innermuslimische religiöse Strömung des Sufismus wird im Iran seit einiger Zeit massiv als „unislamisch“ drangsaliert…
Der Verdacht, Familienangehörige seien christliche Apostaten oder gehörten verfemten Religionsgemeinschaften wie den Bahai an, wird von dem iranischen Regime neuerdings auch zur Verleumdung politischer Oppositioneller eingesetzt. Dabei machen die Büttel Ahmadinedschads auch vor hochgestellten Persönlichkeiten nicht mehr halt. So wurden bereits Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi und der ehemalige Staatspräsident Haschemi Rafsandschani Zielscheibe solcher Kampagnen.

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