Bahá’í wegen Bildungsaktivitäten zu Haftstrafen verurteilt

Ein Revolutionsgericht in Teheran verurteilte sieben Bahá’í, die wegen ihrer Aktivitäten für das Bahá’í Institute for Higher Education (BIHE) bei Razzien festgenommen wurden, zu jeweils vier bzw. fünf Jahren Haft. Dies teilte die Internationale Bahá’í-Gemeinde mit, die entsprechende Berichte aus dem Iran erhielt. Demnach wurden die Urteile gegen die sieben Dozenten von einem Richter der 28. Kammer des Revolutionsgerichts in Teheran verkündet.
Die sieben Dozenten befanden sich fast fünf Monate wegen ihrer Beteiligung an dem informellen Bildungsnetzwerk der iranischen Bahá’í-Gemeinde in Untersuchungshaft. Den Angaben zufolge erhielten vierjährige Haftstrafen die BIHE-Dozenten Ramin Zibaie, Mahmoud Badavam und Farhad Sedghi sowie der Berater Riaz Sobhani und die Assistentin Nooshin Khadem. Vahid Mahmoudi und Kamran Mortezaie wurden zu jeweils fünf Jahren Haft verurteilt.

(obere Reihe, v.l.nr.) Mahmoud Badavam, Ramin Zibaie, Riaz Sobhani, Farhad Sedghi; (untere Reihe, v.l.n.r.) Noushin Khadem, Kamran Mortezaie und Vahid Mahmoudi

In dem BIHE-Netzwerk sind Professoren und Dozenten tätig, die von der iranischen Regierung seit Jahrzehnten aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit zur Bahá’í-Religion an der Ausübung ihres Berufes gehindert werden. Sie bieten jungen Bahá’í, denen die Regierung ebenfalls systematisch das Recht auf Bildung an Universitäten verwehrt, in verschiedenen Fachbereichen ehrenamtlich Kurse an. Deren Abschlüsse sind zwar im Iran nicht anerkannt, doch konnten BIHE-Absolventen wegen des hohen Niveaus der Kurse ausländische Postgraduierten-Studiengänge belegen.
Am 6. Juni 2011 gab die Iranian Student News Agency bekannt, dass das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Technik des Irans selbst diese eigene Anstrengung der iranischen Bahá’í, ihrer Jugend höhere Bildung zukommen zu lassen, für illegal erklärte.
„Wie muss eine Gesellschaft beschaffen sein, die die Bildung junger Menschen zu einem Verbrechen macht?“, fragte Bani Dugal, Sprecherin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde am Sitz der Vereinten Nationen in New York. „Es ist noch nicht einmal klar, was diesen unschuldigen Menschen genau vorgeworfen wird. Ihr einziger Wunsch war es, jungen Menschen zu Diensten zu sein, die zu Unrecht aus rein religiösen Gründen von höherer Bildung ausgeschlossen sind“, sagte die Sprecherin.
Das Ehepaar Kamran Rahimian und Faran Hesami, die als Psychologie-Dozenten ebenfalls mit BIHE in Verbindung standen, ist noch immer ohne Anklage in Untersuchungshaft. Ihr Urteil erging noch nicht.
Globaler Protest
Die jüngsten Angriffe gegen BIHE rufen weiterhin die Verurteilung von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und Akademikern in der ganzen Welt hervor.
Am 10. Oktober unterzeichneten 43 Philosophen und Theologen in sechzehn Ländern einen Protestbrief. „ Sich Wissen anzueignen und zu Lernen ist ein heiliges und gesetzlich verankertes Recht aller; der Staat ist sogar verpflichtet, dies zu ermöglichen. Im Iran hat die Regierung das Gegenteil getan“, hieß es.
Zwei Friedensnobelpreisträger – der anglikanische Erzbischof von Kapstadt Desmond Tutu und der Präsident von Osttimor Jose Ramos-Horta – kritisierten in einem anderen offenen Brief die iranische Regierung scharf und verglichen ihr Vorgehen mit dem „finsteren Mittelalter in Europa“ oder der „spanischen Inquisition“.
Am 5. Oktober griff Senator Hugh Segal eine Debatte des kanadischen Senats über die Baha’i im Iran auf und beschrieb das Leiden, mit welchem die Bahá’í überhäuft werden, als „systematisch und brutal, vor allem da die Bahá’í-Religion als ein friedlicher Glaube bekannt ist, die die Heiligkeit aller Religionen lehrt“.
„Die offizielle iranische Unterdrückung der Bahá’í … ist ein Weckruf an die Menschheit und die freien Völker und Demokratien, sich die grellen Farben der iranischen Realität direkt anzuschauen und nicht wegzusehen, bis das Problem angegangen wird“, sagte Senator Segal .
Rund 112 Bahá’í sind derzeit im Iran wegen ihrer Religionszugehörigkeit in Haft. Darunter sind die sieben führenden Mitglieder der iranischen Bahá’í-Gemeinde, die aufgrund erfundener Anschuldigungen eine 20-jährige Haftstrafe verbüßen. Entscheidungen in rund 300 weiteren Gerichtsverfahren gegen Bahá’í stehen noch aus.

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