Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter über die Menschenrechtslage in Iran, Galindo Pohl, der 1993 das geheime Golpaygani-Memorandum der iranischen Regierung aufdeckte, verstarb am vergangenen Donnerstag in El Salvador mit 93 Jahren. Die Internationale Bahá’í-Gemeinde würdigte den Diplomaten und Juraprofessor als Menschenrechtsanwalt, der für seine Berichte an die UN-Menschenrechtskommission unerschrocken die Opfer befragte und damit die Brutalität des iranischen Regimes sichtbar machte.
Schon vor seiner Ernennung zum UN-Sonderberichterstatter über die Menschenrechtslage in Iran im Jahr 1987 war der Diplomat und Juraprofessor einem internationalen Publikum bekannt. Er war zuvor Botschafter El Salvadors bei den Vereinten Nationen und auch Leiter der Rechtsabteilung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Auf dem Gebiet der Menschenrechte machte er sich in den acht Jahren als Sonderbeauftragter besonders verdient. In einer Reihe von Berichten dokumentierte er die intensiven und oft brutalen Menschenrechtsverletzungen von Seiten des Iran gegen seine Bürgerinnen und Bürger.
So zitierte Galindo Pohl im Jahr 1990 zahlreiche Interviews und Dokumente über die umfangreiche Anwendung von Hinrichtungen und Folter durch die iranische Regierung wie auch den Mangel an Rechtsschutz in Iran. „Die Internationale Bahá’í-Gemeinde möchte ihr tief empfundenes Mitgefühl über den Tod von Prof. Galindo Pohl zum Ausdruck bringen. Seine Wirkung und sein Einfluss auf dem Gebiet der Menschenrechte wird lange in Erinnerung bleiben“, sagte Diane Ala’i, Sprecherin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde bei den Vereinten Nationen in Genf.
„Seine fortgesetzten Interviews mit Opfern, deren Familien und anderen mit persönlicher Erfahrung oder Einblick in die Art der Menschenrechtsverletzungen, die die Regierung unter Verschluss halten wollte, wurden zu einem wesentlichen Bestandteil seiner Berichte an die UN-Menschenrechtskommission. Sie trugen wesentlich dazu bei, die Aufmerksamkeit der Welt auf die Brutalität des Regimes zu lenken“, sagte Ala’i.
Galindos Pohls Bericht von 1993 an die Kommission war insofern bemerkenswert, als er das sogenannte Golpaygani-Memorandum aufdeckte. Das ist ein Brief von 1991, der vom Sekretär des Obersten Rats der iranischen Kulturrevolution, Golpaygani, an den obersten Führer des Landes, Ali Khamenei, verfasst wurden. Das Schreiben legt die bis heute gültige Staatsdoktrin im Umgang mit der über 300.000 starken iranischen Bahá’í-Gemeinde fest.
„Die Veröffentlichung dieses Memorandums war äußerst wichtig”, sagte Ala’i. „Es bewies, wie auf höchster iranischer Regierungsebene ein Plan ausgearbeitet wurde, um die Entwicklung der Bahá’í-Gemeinde vollständig zu blockieren, ohne internationale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, der jedoch gleichfalls wie die Hinrichtungen in den 1980er Jahren mit der Vernichtung der Bahá’í-Gemeinde als lebensfähige Einheit enden sollte.“
Galindo Pohl besuchte während seiner Amtszeit den Iran dreimal. Während der Besuche forderte er die iranische Regierung mutig heraus, in dem er Interviews in Gefängnissen führte oder Personen interviewte, die er nach dem Willen der Regierung gar nicht hätte treffen sollen. Er war auch für seine absolute Fairness bekannt. So veröffentlichte er neben den Befragungen iranischer Beamter ebenso deren Antworten.
Prof. Galindo Pohl wurde am 18. Oktober 1918 in der Stadt Sonsonate in El Salvador geboren. Er studierte an der Universität El Salvador und promovierte dort in Rechts- und Sozialwissenschaften. 1950 wurde er zum Vorsitzenden der nationalen Verfassungsversammlung gewählt. Von 1950 bis 1956 war er Bildungsminister, von 1960 bis 1964 Mitglied der Inter-Amerikanische Menschenrechtskommission.