Kampagne für die sieben Bahá’í im Iran startet

Die Internationale Bahá’í-Gemeinde startete am 5. Mai eine Kampagne, mit der sie die sofortige Freilassung der seit fünf Jahren unrechtmäßig inhaftierten sieben iranischen Bahá’í-Führungsmitglieder einfordert. Die Kampagne macht auf die sich verschlechternde Menschenrechtssituation im Iran aufmerksam.

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„Am 14. Mai werden es fünf Jahre sein, die die sieben unschuldigen Bahá’í allein wegen ihrer religiösen Überzeugungen bereits hinter Gittern sind”, sagte Bani Dugal, Sprecherin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde bei den Vereinten Nationen, gegenüber dem Bahá’í World News Service.
„Wir rufen Menschen guten Willens in aller Welt dazu auf, ihre Stimme zu erheben, in dem Bestreben, ihre Freiheit und die Freiheit anderer im Iran unschuldig Inhaftierter aus Gewissensgründen zu erreichen“, so Dugal.
Bahá’í vor dem Brandenburger Tor
Die Kampagne mit dem Titel „Fünf Jahre zu viel“ dauert vom 5. bis zum 15. Mai. Rund um die Welt bereiten sich derzeit Bahá’í-Gemeinden und andere Einrichtungen darauf vor, in öffentlichen Veranstaltungen über das Leid der sieben Bahá’í zu informieren, die fünfzehn weitere Jahre in Haft verbringen sollen. Ihre zwanzigjährige Haft ist die derzeit längste Strafe, die politische Gefangene im Iran verbüßen.
Die Bahá’í-Gemeinde Deutschland veranstaltet am Samstag, dem 11. Mai, vor dem Brandenburger Tor in Berlin einen Aktionsnachmittag. Auf dem Platz des 18. März gibt es ab 17 Uhr ein Programm mit Reden und künstlerischen Beiträgen. „Direkt auf dem Platz verlief einst die Berliner Mauer. Dies ist ein idealer Ort, ist doch die Mauer Zeichen der Trennung und der zwangsweisen Isolierung von Menschen, so wie es auch das berüchtigte Teheraner Evin-Gefängnis ist“, heißt es in der Ankündigung.
„Vollständige Unterdrückung“
„Die Verhaftung der sieben Bahá’í-Führungsmitglieder unter falschen Anklagen, ihre illegale Inhaftierung und die schlimmen Misshandlungen während der Untersuchungshaft zeigen stellvertretend das Leid der iranischen Bahá’í-Gemeinde als Ganzen – und auch Hunderter anderer unschuldiger politischer Gefangener, die für ihre Überzeugung in Haft sind.“ Ihre langen Haftstrafen spiegelten die Entschlossenheit der Regierung wider, die iranische Bahá’í-Gemeinde – die größte religiöse Minderheit des Landes- vollständig zu unterdrücken, sagte Bani Dugal.
Sechs der sieben Bahá’í wurden am frühen Morgen des 14. Mai 2008 in einer Razzia verhaftet. Das siebte Mitglied des informellen Bahá’í-Koordinierungsgremiums der 1983 offiziell verbotenen iranischen Bahá’í-Gemeinde war bereits zwei Monate zuvor, am 5. März 2008, festgenommen worden.
Den sieben Personen – Fariba Kamalabadi, Jamaloddin Khanjani, Afif Naeimi, Saeid Rezaie, Mahvash Sabet, Behrouz Tavakkoli und Vahid Tizfahm – wurde anschließend ein völlig unrechtmäßiger Prozess gemacht. So wurde während ihres ersten Jahres in Haft gegen die sieben Bahá’í keinerlei schriftliche Anklage erhoben. Auch hatten sie keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Ihre Gerichtsverhandlung dauerte 2010 monatelang und gipfelte in einem nur sechstägigen Prozess, bei dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde. Die Verhandlungen zeigten nach allem, was bekannt wurde, die extreme Voreingenommenheit der Staatsanwaltschaft und Richter auf und basierten auf nicht vorhandene Beweise.
Schlimme Haftbedingungen
Heute erleiden die sieben Bahá’í schlimme Haftbedingungen in zwei der berüchtigtsten iranischen Gefängnisse. Die fünf Männer sind im Gohardasht Gefängnis in Karaj eingesperrt, das für seine Überfülltheit, seinen Mangel an sanitären Anlagen und ein kriminelles Umfeld bekannt ist. Die beiden Frauen sind weiterhin in dem berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran gefangen.
Die Internationale Bahá’í-Gemeinde hat auf ihrer Webseite eine Rubrik über die Kampagne eingerichtet. Dort werden Artikel und Dokumente über das Leben und die Situation der sieben Bahá’í-Führungsmitglieder veröffentlicht. Ein Blog berichtet in englischer Sprache über die einzelnen Aktivitäten und Veranstaltungen der Kampagne.

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