Bedrohliches Anti-Bahá'í-Flugblatt in Yazd verteilt

BWNS/Genf: Ein überaus hetzerisches und bedrohliches Flugblatt auf dem die Bahá’í als “gottlos” bezeichnet werden, wurde am Vorabend eines wichtigen schiitischen Feiertags Mitte Juni in der iranischen Stadt Yazd verteilt. 

Beispiel eines Graffitis an einer Gebäudewand in Yazd, Iran. Dort steht: "Tod dem Bahá'ítum."(Foto: Human Rights Activists News Agency)
Beispiel eines Graffitis an einer Gebäudewand in Yazd, Iran. Dort steht: „Tod dem Bahá’ítum.“(Foto: Human Rights Activists News Agency)

 
Das anonym verfasste Flugblatt war an Mauern, wie auch an Häusern und Autos von Bahá’í angebracht, sagte Diane Ala’i, Sprecherin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde bei den Vereinten Nationen in Genf.

“Offensichtlich war die Verteilung dieses Flugblattes zeitlich darauf abgestimmt, religiösen Hass gegen die Bahá’í zu schüren, die in Yazd und überall im Iran eine Minderheit sind”, sagte Ala’i. „Die Hauptaussage des Flugblattes ist, dass es eine religiöse Pflicht sei, die Bahá’í anzugreifen und ihr Eigentum zu zerstören”.

Besonders bedrohlich erschient die Aktion dadurch, dass die Flugblätter gezielt an  Häusern und Autos von Bahá’í angebracht wurden. „Das ist eine Botschaft die sagt: “Wir wissen wer und wo ihr seid”, fügte sie hinzu. Die Verteilung des Flugblattes in dieser mittelgroßen zentral gelegenen iranischen Stadt erfolgte am 12. Juni – am Vorabend des Shabe-barat [der „Nacht der Entbindung“], einem wichtigen Feiertag für die schiitischen Muslime an dem die Geburt des Imam Mahdi gewürdigt wird.

Übersetzung des Flugblattes auf Englisch:  "Bahaism is a movement that has risen against the true religion of Islam; from the perspective of the sacred Sharia, it is an [apostasy] and is wholly condemned such that Baha’i individuals, from the perspective of Islam, have no right to any form of security, whether pertaining to their lives or their belongings, and their blood is worthless. Thus, in light of the recent blatant activities of this godless faction, every Muslim individual must stand up against any activity by this movement and combat them even at the cost of his own life." (Foto: Human Rights Activists News Agency)Übersetzung des Flugblattes auf Englisch: „Bahaism is a movement that has risen against the true religion of Islam; from the perspective of the sacred Sharia, it is an [apostasy] and is wholly condemned such that Baha’i individuals, from the perspective of Islam, have no right to any form of security, whether pertaining to their lives or their belongings, and their blood is worthless. Thus, in light of the recent blatant activities of this godless faction, every Muslim individual must stand up against any activity by this movement and combat them even at the cost of his own life.“ (Foto: Human Rights Activists News Agency)

In dem Flugblatt wird behauptet, dass das “Blut” von Bahá’í nach dem Gesetz der Scharia “wertlos ist” und dass “jeder muslimische Mensch sich gegen jede Aktivität dieser Bewegung erheben und dagegen kämpfen muss, selbst wenn es ihn das eigene Leben koste.”
Ein ähnliches Flugblatt wurde im letzten Januar an mindestens fünf Bahá’í-Haushalte in Yazd verteilt. Damals war das Poster mit „Hizbu’llah“ (die Partei Gottes)unterzeichnet.
Diane Ala’i sagte, es sei die Aufgabe der Regierung, solche Taten öffentlich zu verurteilen, die Anstifter solcher hasserfüllten Botschaften zu finden und zu verfolgen und die Bahá’í-Bürger des Landes zu schützen.

“Leider hat die Regierung es den Tätern solcher Angriffe zu lange erlaubt, ungestraft davon zu kommen. In vergangenen Jahren gab es hunderte solcher Angriffe oder Drohungen gegen die Bahá’í und ihr Eigentum und niemand wurde dafür zur Rechenschaft gezogen”, sagte sie.

Diane Ala’i merkte an, dass beispielsweise im Januar drei Bahá’í in der Stadt Birjand zuhause von einem Unbekannten mit einem Messer angegriffen wurden und dass im letzten August ein Bahá’i in Bandar Abbas erschossen wurde. Auch gab es in den letzten Monaten Fälle von Entweihung von Bahá’í-Friedhöfen wie beispielsweise die Maßnahme der Revolutionsgarde, den historischen Bahá’í-Friedhof in Schiras zu zerstören.

“Leider war die Regierung zu oft williger Teilnehmer bei der Verbreitung von Hassmaterialien gegen die Bahá’í. Hoch gestellte Beamte und Regierungsmedien speihen regelmässig Anti-Bahá’i Propaganda aus und der Umfang derartiger Aktivitäten hat in diesem Jahr dramatisch zugenommen,“ sagte Ala’i.

Im Januar verzeichnete die Internationale Bahá’í-Gemeinde mindestens 55 Anti-Bahá’í-Artikel auf iranischen Webseiten, so Ala’i. Dies stieg im Februar auf 72, im März auf 93, im April auf 285 und im Mai auf 366.

“Die Regierung hat eine Atmosphäre geschaffen, in der diejenigen, die Hass gegen die Bahá’í schüren mit völliger Straffreiheit vorgehen können”, sagte Ala’i. „Und wir sind tief besorgt, dass ohne die Gefahr, dafür verfolgt zu werden, die Angriffe gegen Bahá’í nur allzu wahrscheinlich weiter andauern werden.“ (BWNS)

 

Diesen Artikel teilen: