Iranische Revolutionsgarden „feiern“ Friedhofszerstörung

Empörung auch aus iranischer Öffentlichkeit  über Entweihung des Bahá’í-Friedhofs in Schiras
Berlin, 8. August 2014 – Nach einer mehrmonatigen Unterbrechung – in Folge internationalen Drucks –  treiben die iranischen Revolutionsgarden („Pasdaran“) die Zerstörung eines historischen Bahá‘í-Friedhofs aus den 1920-er Jahren in Schiras/Iran wieder voran. Dies geschieht ungeachtet zahlreicher Stimmen der Empörung von Iranern aller Gesellschaftsschichten.
Berichten aus dem Iran zufolge begannen die Garden nunmehr mit der Entfernung der sterblichen Überreste von etwa 30 bis 50 der dort insgesamt beerdigten 950 Bahá’í. Die Leichteile wurden in einem offenen Kanal deponiert. Den  Fortschritt bei der Räumung des Geländes begingen die Revolutionsgarden mit einer öffentlichen Feier, zu der auch die Medien eingeladen waren. Als Maßnahme für die geplante Errichtung eines Kultur-und Sportzentrums an dieser Stelle wurde der Boden hierzu mit einer schweren Walze geebnet. Dabei hielt der Befehlshaber der Garden eine Rede, in der er die Bahá’í als „üble und perverse Sekte“ angriff.

“Das Abhalten einer öffentlichen Feierlichkeit und die gleichzeitige Schmähung des Glaubens der Verstorbenen  und ihrer Hinterbliebenen ist völlig inakzeptabel. Es ist ganz klar ein Versuch der Garden, die Entweihung des Friedhofs und die Diskriminierung der Bahá’í im Allgemeinen gegenüber einer darüber zunehmend ungehaltenen iranischen Öffentlichkeit zu rechtfertigen“, sagt Professor Ingo Hofmann, Sprecher der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland.  „Auf diesem historischen Friedhof befinden sich auch die Überreste der zehn Bahá’í Frauen aus Schiras, die alle am 18. Juni 1983 wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden. Die Jüngste von ihnen, Mona Mahmudnizhad, war zum Zeitpunkt ihres Todes erst siebzehn Jahre alt. Damit beseitigen die Revolutionsgarden auch die letzten Spuren dieses Verbrechens und fügen den Hinterbliebenen weiteren Schmerz zu“, fährt Hofmann fort.

Mitglieder der Bahá’í-Gemeinde in Schiras baten die örtlichen Behörden dringend um einen dauerhaften Baustopp. Sie boten einen Kompromiss an, bei dem der Sportkomplex auf einer Fläche außerhalb der Bahá’í-Gräber gebaut und der Friedhof selbst in eine Grünfläche verwandelt werden könnte. Die örtlichen Behörden räumten jedoch ein, dass sie keine Kontrolle über die Revolutionsgarden hätten, die das Grundstück vor etwa drei Jahren übernahmen.

“Wir fordern die iranische Regierung auf, die Entweihung sofort einzustellen. Zugleich rufen wir die internationale Staatengemeinschaft dringend dazu auf, ihre Stimme zu erheben und gegen dieses bestürzende Vorgehen zu protestieren“, erklärt Hofmann.

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