Erstmalig zeigte BBC World News kürzlich entdeckte Aufnahmen, die zwei Stunden eines über 30 Jahre zurückliegenden Gerichtsprozesses gegen acht Baha’i im Iran dokumentieren. Die acht gehörten dem damaligen offiziellen Führungsgremium der iranischen Baha’i-Gemeinde an. Der Film „Iranian Revolutionary Justice“ zeigt die Funktionsweise und Folgen von „Revolutionsgerichten“ nach der Islamischen Revolution von 1979 und geht dabei auch auf den Prozess ein, der 1981 gegen die Baha’i-Führung geführt wurde.
„Diese Dokumentation bringt unter anderem die gegenstandslosen und absurden Anklagen ans Licht, für die die Baha‘i seit über 30 Jahren verfolgt werden“, sagt Ingo Hofmann, Sprecher der Baha’i-Gemeinde in Deutschland.
Die Filmaufnahmen von 1981 dokumentieren nicht das Prozessesende. Daher ist unbekannt, ob das Urteil im Gerichtssaal verkündet wurde. Laut Urteil wurden alle acht zum Tode verurteilt und ihr Besitz konfisziert. Unmittelbar nach dem letzten Verhandlungstag wurden sie unter Geheimhaltung per Schießbefehl hingerichtet.
Die Namen der hingerichteten Baha‘i sind Herr Mehdi Amin-Amin, Herr Jalal Azizi, Herr Dr. Ezzatollah Forouhi, Frau Jinous Mahmoudi, Herr Dr. Mahmoud Majzoub, Herr Dr. Sirous Rowshani, Herr Dr. Ghodratollah Rowhani und Herr Kamran Samimi. Das einzige weibliche Mitglied des Führungsgremiums, Frau Jinous Mahmoudi, scheint nicht bei der Verhandlung anwesend. Sie wurde jedoch zeitgleich mit ihren Kollegen hingerichtet.
Ihre Familien wurden weder über die Gerichtsverhandlung noch über ihre Hinrichtungen informiert. Auch beerdigen durften sie sie nicht. Ihre Leichen wurden ohne die für die Baha’i geltende Bestattungszeremonie in einem verödeten Land mit Namen Kufr Abad—Land der Untreuen – von der Regierung beigesetzt.
„Der Film zeigt ein Rechtssystem, welches praktisch jeden Aspekt einer Rechtsstaatlichkeit verletzt – von willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen bis hin zu nicht öffentlichen Verhandlungen und voreingenommenen Richtern. Das gleiche System, welches in der Vergangenheit Baha’i hinrichtete, fährt heute fort, sie zu inhaftieren und systematisch auszugrenzen“, sagt Bani Dugal, Sprecherin der internationalen Baha’i-Gemeinde bei den Vereinten Nationen in New York.
Die internationale Baha’i-Gemeinde beklagt zudem, dass sich für die Baha’i im Iran seit 1981 nicht viel verändert hat. Aktuell sind die sieben Mitglieder des inoffiziellen Führungsgremiums der Baha’i im Iran, den sog. Yaran (zu dt. Freunde) seit mehr als sieben Jahren in Haft. Das Urteil zu je 10 Jahren Haft stützt sich auf haltlose Anschuldigungen und ist bis heute nicht schriftlich bestätigt.
„Bis heute verweigert die iranische Regierung den Baha’i selbst die grundlegendsten Bürgerrechte. Die Verfolgung entbehrt jeder Grundlage. Die Diskriminierungen gegen die Baha’i beinträchtigen das Leben von Generationen, vom Kleinkind bis zum Greis“, so Dugal.
So wird den Baha’i das Recht auf höhere Bildung und die Anstellung im Staatsdienst wie auch Rentenansprüche verweigert. Die anhaltende Verweigerung des Zugangs zur Hochschulbildung für Baha’i und der vermehrte Entzug von Handels- und Geschäftslizenzen verdeutlichen weiter die Absicht, eine Bevölkerungsgruppe im gesamten Iran auszugrenzen und unsichtbar zu machen. Die seit 2005 anhaltenden Zerstörungen der Friedhöfe der Baha’i wurden im vergangen Jahr mit weiterer Vehemenz fortgeführt. Mediale Hetzkampagnen gegen Mitglieder der Baha’i steigerten sich in den vergangen zwei Jahren dramatisch. Sie werden willkürlich verhaftet und ungerechtfertigt inhaftiert. Derzeit sind über 70 Baha‘i allein aufgrund ihres Religionszugehörigkeit in iranischen Gefängnissen.
„Es geht hierbei nicht nur um die Vergangenheit“, sagt auch der Iran-Experte Dr. Payam Akhavan in der BBC-Dokumentation. „Es geht um die derzeitigen Herausforderungen, denen wir auf dem Weg einer Menschenrechtskultur im Iran begegnen.“