BERLIN, 2. Juni 2020 – Die Huthi-Behörden im Jemen riskieren sinnlos das Leben von sechs unschuldigen Bahá’í-Gewissensgefangenen, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass sich der Corona-Virus auf die Gefängnisse in Sanaa ausgebreitet hat, und die Vereinten Nationen Warnungen hinsichtlich einer „schnellen Vervielfachung“ im Jemen aussprechen.
Über zwei Monate sind vergangen, seit der Präsident des Obersten Politischen Rates in Sanaa die Freilassung von sechs inhaftierten Bahá’í anordnete. Seitdem fegt das Coronavirus durch den Jemen, während die sechs Bahá’í weiterhin inhaftiert sind. Vor wenigen Tagen gaben Quellen in Sanaa an, dass bei zwei Gefangenen im Zentralgefängnis das Coronavirus diagnostiziert wurde.
„Die Baha’i-Gemeinde in Deutschland ist zutiefst beunruhigt darüber, dass die Anordnung Mahdi Al-Mashats vom 25. März durch die Justiz- und Sicherheitsbehörden nicht umgesetzt wurde, die die sechs Bahá’í noch nicht freigelassen haben“, sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland.
„Die Gefängnisse sind aufgrund ihrer unhygienischen und miserablen Zustände Brutstätten für einen Ausbruch des Coronavirus. Die sechs Bahá’í, die seit Jahren gefoltert werden und denen medizinische Versorgung verweigert wird, sind wie alle anderen Gefangenen unter ähnlichen Bedingungen sehr anfällig für Krankheiten, die bereits ihren Weg durch die Gefängnisse in Sanaa finden. Die Inhaftierung dieser Personen birgt schwerwiegende Gesundheitsrisiken und sogar den Tod. Es ist unerklärlich und unverantwortlich“, fügt Noltenius hinzu.
Das Büro des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte hat weltweit zur Freilassung von Gewissensgefangenen aufgerufen, um diese vor dem Risiko einer Ansteckung in den Gefängnissen zu schützen.
Bei den inhaftierten Bahá’í handelt es sich um Herrn Hamed bin Haydara, der 2013 verhaftet wurde, sowie fünf weitere, die 2017 verhaftet wurden – Herr Waleed Ayyash, Herr Akram Ayyash, Herr Kayvan Ghaderi, Herr Wael al-Arieghie und Herr Badiullah Sana’i. Jeder von ihnen wurde zu Unrecht verhaftet, verhört und in einigen Fällen körperlich gefoltert, bevor er wegen angeblicher Verbrechen angeklagt und ohne Zugang zu Anwälten vor Gericht gestellt wurde. Herr Sana’i ist inzwischen über 70 Jahre alt.
Der schlechte Gesundheitszustand der Gefangenen bedeutet, dass die Bahá’í besonders infektionsgefährdet sind, da in den Gefängnissen nur eine sehr mangelhafte medizinische Versorgungslage besteht.
„Die Situation wird immer kritischer. Wir haben erhebliche Sorge um die Gesundheit und das Leben der sechs inhaftierten Bahá’í“, sagt Herr Noltenius. „Ein erneuter internationaler Druck auf die Huthis ist eine der letzten verbleibenden Hoffnungen, um die Freilassung der Bahá’í zu erwirken, bevor es zu spät ist.“
Hintergrundinformationen erhalten Sie in unserem aktuellen Lagebericht zur Verfolgung der Bahá’í im Jemen.