Berlin, 10. August 2020 – Der WDR 5 berichtete gestern in seiner Sendung „Diesseits von Eden“ über die zunehmende Verfolgung der Bahá’í im Iran. In seinem Beitrag „Corona im Iran: Das Virus schwächt die Baha’i“ stellt Frank Aheimer heraus, dass Iran eines der von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Länder ist und derzeit mit einer zweiten Welle kämpfen muss. Für die deshalb eskalierenden wirtschaftlichen Probleme würden vor allem die Bahá’í als Sündenböcke herangezogen.
Der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Martin Lessenthin, erläutert, dass den Bahá’í nach der Verfassung der Islamischen Republik Iran keine Rechte gewährt werden und ergänzt:
„In dieser Situation, in der es den Bahá‘í sowieso schon so dramatisch schlecht geht, beginnt der Iran nun im Rahmen seiner großen wirtschaftlichen Probleme und der Pandemie, die Bahá‘í als Sündenböcke zu benutzen, sie zu verleumden und sie noch stärker einzuschränken und zu benachteiligen.“
Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland verdeutlicht, was dies aktuell für die größte religiöse Minderheit des Landes bedeutet:
„Seit Beginn der Pandemie haben wir eine noch nie da gewesene Zahl von Strafurteilen und Inhaftierungen, zum Teil gegen ganze Gruppen von Bahá’í. Dass also gegen neun bis zehn Personen Verfahren geführt werden, die dann zu langjährigen Haftstrafen führen.“
Vargha aus Schiras kennt viele der Inhaftierten. Er selbst weiß wie es ist, als Bahá’í im Gefängnis zu sitzen. 2017 wurden er und seine Frau und er ebenfalls verhaftet und verbrachte 2018 acht Monate willkürlich in Haft:
„Eines Abends kam ich mit meiner Frau von Freunden zurück. Gegen Mitternacht wurden wir plötzlich angegriffen. Wir dachten, das sei ein Überfall, denn sie waren in Zivil gekleidet. Man verband uns die Augen. Aber als sie uns Handschellen anlegten, wußten wir, dass es die Geheimpolizei war. Dort gibt es keinen Platz um frische Luft zu schnappen. Im Sommer ist es extrem heiß. 20 Menschen müssen in einer 12 Quadratmeter großen Zelle leben. Für 400 Gefangene gibt es einen einzigen Wasserhahn, um die Teller abzuwaschen und nur sechs Toiletten.“
Martin Lessenthin erklärt dazu abschließend:
„Vor allem die Bahá’í leiden in der Pandemie besonders. Sie leiden in den Gefängnissen, wo sie auch wenig Chancen haben, Corona-Hafturlaub zu bekommen und sie leiden im täglichen Leben – bei Hilfe, bei medizinischer Versorgung, bei Begegnungen mit anderen Menschen. Da merken Bahá’í, dass sie tatsächlich Menschen zweiter oder gar dritter Klasse im Iran sind.“