Berlin, 4. Februar 2020 – In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa werden neunzehn Bahá’í zur Wiederaufnahme ihres Strafprozesses vor ein Huthi-Gericht geladen und zu Flüchtigen erklärt, wenn sie nicht erscheinen. Die Huthi-Behörden, die die religiöse Minderheit der Bahá’í seit ihrer Machtübernahme in Sanaa im Jahr 2014 schikanieren, schüchtern die Bahá’í weiterhin ein und gefährden ihr Leben, während sie gleichzeitig versuchen, sich ihr Eigentum anzueignen.
Wenn sie erscheinen, werden diese neunzehn Personen höchstwahrscheinlich wegen der unbegründeten Anschuldigungen, die gegen sie aufgrund ihres Bahá’í-Glaubens erhoben wurden, verurteilt werden, zu denen auch das „Zeigen von Freundlichkeit“ und „rechtschaffenes Verhalten“ gehören.
„Was diesen neunzehn Menschen widerfährt, ist eine allzu vertraute Gräueltat“, sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland, und verwies auf das Schicksal von sechs weiteren jemenitischen Bahá’í in den vergangenen Jahren. Die sechs wurden zwischen 2013 und 2017 verhaftet, inhaftiert und gefoltert, bevor eine von den Vereinten Nationen unterstützte Kampagne schließlich ihre Freilassung im Juli 2020 unter der Bedingung erreichte, dass sie aus dem Jemen abgeschoben werden. Die Huthis erklärten diese sechs Bahá’í daraufhin zu „Flüchtigen“, obwohl sie selbst ihr Exil erzwungen hatten.
Es steht zu erwarten, dass die Behörden im Rahmen der gerichtlichen Vorladung die Namen der Neunzehn in den Medien veröffentlichen werden. Dies wird ihr Leben in einem Umfeld, in dem zu Gewalt gegen die Baha’i öffentlich ermutigt wurde, direkt gefährden.
„Ihre Wahlmöglichkeiten sind bedrückend. Die neunzehn Bahá’í können entweder vor Gericht erscheinen und ungerechte Haftstrafen antreten oder eine Einstufung als Flüchtige in Kauf nehmen. In beiden Fällen wird ihr Leben in Gefahr sein“, fügt Herr Noltenius hinzu.
Die Bahá’í-Gemeinde befürchtet auch, dass die Huthis die Anklagen gegen die Bahá’í nutzen werden, um weiterhin deren Vermögen und Eigentum zu beschlagnahmen.
„Je länger die Huthis die Verfolgung der Bahá’í fortsetzen, desto offensichtlicher wird, dass sie sie nur schikanieren, um sie aus dem Land zu vertreiben und sie ihres Vermögens und ihres Eigentums zu berauben – ein Muster, das an die Verfolgung erinnert, die die Bahá’í im Iran erleiden“, sagt Herr Noltenius.
„Der Jemen befindet sich seit Jahren in Aufruhr“, bemerkt er weiter „und Frieden und Wohlstand werden schwer zu erreichen sein, solange die Religions- und Weltanschauungsfreiheit nicht aufrechterhalten wird. Ein harmonisches Zusammenleben ist seit langem ein jemenitischer Wert. Die Huthis müssen dies akzeptieren.“
Während der Konferenz des Nationalen Dialogs, vor der Machtübernahme 2013-2014, hatten die Huthis eine Trennung des Staates von den religiösen Autoritäten des Jemen unterstützt und versprochen, bürgerliche Freiheiten und Religionsfreiheit zu unterstützen.