Berlin, 3. August 2022 – In einer grausamen Eskalation und nur zwei Tage nach vorangegangenen Angriffen auf Bahá’í im gesamten Iran haben bis zu 200 iranische Regierungs- und Kommunalbeamte das Dorf Roushankouh in der Provinz Mazandaran, in dem eine große Zahl von Bahá’í lebt, abgeriegelt und setzen massive Bagger ein, um deren Häuser abzureißen.
Sechs Häuser wurden zerstört und über 20 Hektar Land wurden beschlagnahmt. Das Haus von Herrn Qulinizhad wurde vollständig abgerissen und Herr Farid Alavi wurde verhaftet.
- Pfefferspray wurde eingesetzt um die Menschenansammlung aufzulösen und während des Einsatzes waren Pistolenschüsse zu hören.
- Die Straßen in und aus dem Dorf wurden blockiert.
- Jeder, der versuchte, sich den Beamten zu widersetzen, wurde verhaftet und in Handschellen gelegt.
- Die Beamten haben die Mobiltelefone der Anwesenden beschlagnahmt und das Filmen verboten.
- Die Nachbarn wurden angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben, und es wurde ihnen verboten, zu filmen oder zu fotografieren.
- Die Behörden errichten robuste Metallzäune, um den Zugang der Bahá’í zu ihren eigenen Häusern zu verhindern.
Die Bahá’í in Roushankouh sind in der Vergangenheit schon mehrfach Zielscheibe von Grundstücksenteignungen und Hauszerstörungen gewesen, zuletzt im August 2021 und im Februar 2022. Diese Maßnahme folgt jedoch auf eine wochenlange Intensivierung der Verfolgung der Bahá’í: In den letzten Wochen wurden über 100 Verhaftungen und Razzien verzeichnet und Dutzende weitere Bahá’í wurden von den Behörden seit Juni ins Visier genommen.
„Wir bitten alle, ihre Stimme zu erheben und zu fordern, dass diese schrecklichen Akte eklatanter Verfolgung sofort eingestellt werden. Jeden Tag gibt es neue Nachrichten über die Verfolgung der Bahá’í im Iran, die unmissverständlich zeigen, dass die iranischen Behörden einen Stufenplan verfolgen, den sie in die Tat umsetzen: zuerst unverhohlene Lügen und Hassreden, dann Razzien und Verhaftungen, und heute Landraub, Besetzungen und die Zerstörung von Häusern“, sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá‘í-Gemeinde in Deutschland, mit Blick auf die vergangenen Wochen. „Was wird als Nächstes geschehen? Die internationale Gemeinschaft muss handeln, bevor es zu spät ist.“