Podcastfolge „Two Persians in a Pod“ zur Lage der Bahá’í im Iran erschienen

Berlin, 16. November 2022 – Heute ist eine neue Folge des Podcasts „Two Persians in a Pod“ erschienen, in der die beiden RTL-Journalistinnen Jasamin Mehregani und Nahal Maneshkarimi mit der Journalistin Jasmin Raziorrouh und dem Menschenrechtsbeauftragten der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland, Jascha Noltenius, über die Lage der Bahá’í sprechen. Sie selbst beschreiben die Folge so:

„Die Bahá’í gelten offiziell als religiöse „Minderheit“ im Iran – sind aber neben dem Islam als die größte Religion in der Islamischen Republik. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb werden sie seit Jahren verfolgt, stigmatisiert und teilweise aus dem Land vertrieben. Warum das so ist, woran die Bahá’í glauben und wie das Leben für sie im Iran aussieht, besprechen wir in der 13. Folge von Two Persians in a Pod. Und dafür haben wir gleich zwei Gäste eingeladen: Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland und Jasmin Raziorrouh, Journalistin und Tochter eines Bahá’í.“

Jascha Noltenius geht in der Folge auf die zahlreichen Dimensionen der systematischen Verfolgung der Bahá’í ein:

„Bei den Vereinten Nationen gab es mal einen deutschen Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, Prof. Heiner Bielefeldt, der die Lage der Bahai im Iran als Verfolgung „von der Wiege bis ins Grab und darüber hinaus“ beschrieben hat. Denn es beginnt schon mit Diskriminierungen und Hasspropaganda in Kindergärten und Schulen, weil die Bahai in Kinderbüchern dämonisiert und von Lehrer schikaniert werden. Dann dürfen Bahai grundsätzlich nicht studieren. Bei der Uni-Einschreibung müssen sie ihre Religion angeben und weil sie ihren Glauben nicht verheimlichen, werden sie abgelehnt. Sie haben deshalb eine Ersatz-Universität gegründet, die rein ehrenamtlich funktioniert.

Im öffentlichen Dienst, der im Iran ein riesiger Berufssektor ist, werden sie auch nicht eingestellt. Sie eröffnen dann meistens kleine Geschäfte, um irgendwie ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familien zu sichern. Aber wenn sie diese Geschäfte dann an ihren Feiertagen geschlossen haben, erkennt der Geheimdienst, dass die Ladenbesitzer Bahai sind und entzieht ihnen die Lizenz.

In letzter Zeit werden auch zunehmend Bahai, die kleine landwirtschaftliche Grundstücke haben, enteignet und vertrieben. Die Verfolgung geht bis ins Grab und darüber hinaus, weil selbst auf Friedhöfen die Gräber der Bahai geschändet und oftmals sogar mit Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht werden.

Außerdem gibt es immer wieder Verhaftungswellen und langjährige Haftstrafen für Bahai. Diesen Sommer war es besonders extrem. Allein im August waren 245 Bahai von solchen Verfolgungsmaßnahmen des Regimes betroffen.

Jasmin Raziorrouh, in Teheran als Tochter eines iranischen Bahá’í und einer deutschen Katholikin geboren, verdeutlicht dies an ihren eigenen Biographie als Journalistin:

„Ein Beruf, den ich so im Iran, als Tochter eines Bahá’í, nie hätte ausüben dürfen. Ich hätte nicht einmal studieren dürfen. Denn Bahá’í haben im Iran kein Anrecht auf Bildung. (…) Der Abt meiner Schule kennt die Bahá’í als anerkannte Weltreligion, deren Grundpfeiler die Einheit der Menschheit und die Gleichberechtigung der Frau sind. In der Islamischen Republik aber riskieren Bahá’í jeden Tag, verhaftet, gefoltert und hingerichtet zu werden – nur für ihren Glauben.“

Die Moderatorin Nahal Maneshkarimi betont in ihrer abschließenden Einschätzung zutreffend: „Im Gegensatz zu anderen religiösen Minderheiten im Iran sind die Bahá’í nicht geschützt. (…) Das ist ja das, was es nochmal tragischer macht, weil, warum unterscheidet man zwischen religiösen Abzweigungen und Religionen, wer geschützt wird und wer nicht, in einem islamischen Land?“

Die gesamte Folge kann u.a. hier angehört werden.

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