Die Unreinheit der Bahá’í war kürzlich Gegenstand einer Fatwa des Obersten Führers des Irans – zum Schock und zur Empörung der Weltöffentlichkeit. Nun zeigt ein neues Video, wie sich diese Hassreden auf das Leben der Bahá’í im Iran auswirken.
Parva Rahmanian und ihre Familie betrieben im Iran einen Blumenladen – bis ihnen die Regierung die Geschäftslizenz entzog. Der Grund, der ihnen genannt wurde, war einfach: Als Bahá’í seien sie „unrein“ und entsprechend seien dies auch ihre Blumengestecke. „Wir erhielten vom Justizbüro ein Schreiben, wonach die Hände eines Floristen während der Dekoration von Blumen nass werden. Und da die Bahá’í vom Klerus für unrein gehalten werden, wurde die Geschäftslizenz annulliert“, sagt Frau Rahmanian in einem neuen Video, das gestern von der Internationalen Bahá’í-Gemeinde veröffentlicht wurde.
Die Geschichte von Frau Rahmanian ist eine von vielen persönlichen Berichten von Verfolgungen, denen die iranischen Bahá’í ausgesetzt sind. Das 17-minütige Video mit dem Titel “Violence with Impunity“ kann auf dem YouTube Kanal der Internationalen Bahá’í-Gemeinde (englisch) der am Ende dieses Beitrags (engl. mit deutschen Untertiteln) angesehen werden. Die neuen englisch- und persischsprachigen Aufnahmen basieren auf einem Bericht der Bahá’í mit dem gleichen Titel. Dieser wurde bereits im März 2013 veröffentlicht. In dem Video sind jedoch auch viele neue Interviews, die in den letzten sechs Monaten in den USA und Europa aufgenommen wurden.
„Dieses Video untermauert die dramatischen Statistiken unserer vorherigen Berichte mit persönlichen Erlebnissen, wie es ist in einem Land zu leben, in dem genau die Behörden, die eigentlich für die Rechte der Bürger eintreten sollten, hinter ihrer Unterdrückung stehen“, sagt Diane Ala’i, Sprecherin der Internationalen Bahá’i-Gemeinde bei den Vereinten Nationen in Genf. So beschreibt Naim Sobhani, wie es war, als Kind im Iran aufzuwachsen und den Drangsalierungen der Lehrer ausgesetzt zu sein. “Diese Bahá’í sind schmutzig, sie sind unmoralisch und unreine Ungläubige, iss nicht mit ihnen, pflege keinen Umgang, sei nicht mit ihnen befreundet! In der Grundschule hörte ich den Lehrer oft solche Sachen sagen”, sagt Sobhani in dem Video. Er lebt jetzt in den USA.
Mahnaz Parakand, eine Anwältin, die die Bahá’í verteidigte, bevor sie selbst gezwungen war, das Land zu verlassen, spricht in dem Video darüber, wie die Regierung falsche Anklagen wie Spionage nutzt, um die Bahá’í zu verfolgen und zu inhaftieren. „Der einzige Grund, warum den Bahá’í Spionage vorgeworfen wird, ist, weil sich die Grabmäler ihrer Stiftergestalten, also die Pilgerstätten der Bahá’í, in Israel befinden”, sagt Parakand. „Bedeutet die Tatsache, dass sich die Kaaba, das Haus Gottes, in Saudi Arabien befindet, dass alle Muslime der Welt für ihr Heimatland in Saudi Arabien spionieren?“ Der Präsident der Internationalen Föderation für Menschenrechte (FIDH), Karim Lahidji, erklärt, dass der Iran eine Politik betreibe, die dazu führe, „den Druck auf die Bahá’í-Gemeinde zu verstärken, so dass sie im besten Fall ihren Glauben aufgeben.“
Der Bericht vom März 2013 belegt eine wachsende Welle der Gewalt gegen die iranische Bahá’í-Gemeinde und das Ausmaß, in welchem die Täter völlige Straffreiheit genießen. Zwischen 2005 und 2012 wurden beispielsweise 52 Bahá’í in Einzelhaft gehalten und in weiteren 52 Fällen tätlich angegriffen. Es gab 49 Fälle von Brandstiftung gegen Bahá’í-Geschäfte und Häuser, mehr als 30 Fälle von Vandalismus und mindestens 42 Fälle von Friedhofsschändungen – ohne dass je die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden.
Das Video in voller Länge (17 Minuten; englisch mit deutschen Untertiteln):
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=QRQIi6wwebQ[/youtube]