Berlin, 26. Mai 2023 – Bewaffnete Huthi-Männer stürmten am 25. Mai eine friedliche Bahá’í-Versammlung in Sanaa, Jemen. Sie nahmen mindestens 17 Personen, darunter fünf Frauen, fest und ließen sie gewaltsam verschwinden. Die Razzia ist für die jemenitischen Bahá’í der jüngste Schlag gegen eine massiv verfolgte Religionsgemeinschaft in diesem Land. Die Bahá’í Gemeinde in Deutschland fordert die sofortige Freilassung der Inhaftierten.
Ein Video des jüngsten Übergriffs wurde von Bahá’í gefilmt, die über Zoom an der Versammlung teilnahmen.
Die Bahai International Community wurde nun auf weitere Vorfälle aufmerksam gemacht, die darauf hindeuten, dass die Razzia der erste von mehreren Versuchen der Sicherheitskräfte sein könnte, Bahá’í im gesamten von den Huthi kontrollierten Bereich des Jemen anzugreifen. Einzelheiten zu diesen Vorfällen werden aus Sicherheitsgründen zurückgehalten.
„Überall im arabischen Raum sehen wir, wie sich die Regierungen bemühen, auf den Frieden hinzuarbeiten, überholte soziale Unterschiede beiseite zu legen, ein friedliches Zusammenleben zu fördern und in die Zukunft zu blicken“, sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland. „Die de facto Behörden der Huthis in Sanaa steuern jedoch in die entgegengesetzte Richtung, indem sie die Verfolgung religiöser Minderheiten durch bewaffnete Überfälle auf friedliche und unbewaffnete Zivilisten noch verstärken. Die Huthis haben die Menschenrechte der Bahá’í sowie vieler weiterer Personen immer wieder verletzt und das muss unverzüglich aufhören.“
Der Angriff erfolgte, als sich eine Gruppe von Bahá’í in einem Wohnhaus versammelte, um das nationale Leitungsgremium der Gemeinde zu wählen. Dies ist ein klarer Verstoß gegen die Religions- und Weltanschauungsfreiheit und das in den internationalen Pakten verankerte Recht, sich zu versammeln und religiöse und gemeinschaftliche Angelegenheiten zu regeln.
Die Bahá’í haben keinen Klerus und bilden jährlich Räte, die sich um die geistigen und materiellen Bedürfnisse ihrer Gemeinden kümmern.
Die Baha’i im Jemen leiden seit Jahren unter Verhaftungen, Inhaftierungen, Verhören und Folter sowie unter öffentlichen Gewaltaufrufen durch die Huthis, die sich auch des Eigentums der Bahá’i bemächtigt haben. Mehrere jemenitische Bahá’í wurden aus dem Land verbannt. Die Behörden haben ein Verfahren gegen 24 Bahá’í noch nicht eingestellt.
„Selbst während der laufenden Friedensgespräche zur Beendigung des Krieges im Jemen erleben wir, dass die Huthi-Behörden weiterhin gewalttätige Verfolgungsmaßnahmen gegen ihr eigenes Volk durchführen“, so Noltenius. „Die internationale Gemeinschaft muss nun ihren Einfluss geltend machen, um die Huthis zu verpflichten, die Menschenrechte aller jemenitischen Bürger zu respektieren, angefangen mit der Freilassung dieser mindestens 17 unschuldigen Bahá’í, die bei dieser gewalttätigen, rechtsgrundlosen Razzia verhaftet wurden. Die jemenitischen Bahá’í wollen ihrem Land dienen, ihm helfen die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen, und sich für Frieden und Wohlstand einsetzen. Es ist tragisch, dass die Huthi-Behörden in diesem günstigen Moment in solch schändlicher Weise handeln.“