Instagram Live Gespräch #OurStoryIsOne um 20 Uhr zum 40. Jahrestag der Hinrichtung von zehn Bahá’í-Frauen im Iran

Berlin, 21. Juni 2023 – Am 18. Juni 1983 wurden zehn Bahá’í-Frauen auf dem Chowgan-Platz in der iranischen Stadt Shiraz hingerichtet. Eine von ihnen war erst 17 Jahre alt und viele in ihren Zwanzigern. Ihr „Verbrechen“ bestand darin, dass sie der größten religiösen nicht-muslimischen Minderheit im Iran, der Bahá’í-Gemeinde angehörten und ihren Glauben nicht abschwören wollten. Bis heute werden Frauen in der Islamischen Republik Iran systematisch unterdrückt und bis heute lassen sie sich nicht unterkriegen, sondern stehen mutig und opferbereit für ihre Gleichberechtigung und eine gerechte Gesellschaftsordnung ein: #OurStoryIsOne!

Unter diesem Motto laden die Menschenrechtsorganisation Hawar.Help und die Bahá’í-Gemeinde in Deutschland am heutigen Abend ab 20 Uhr zu einem Instagram Live Gespräch ein. Das Gespräch kann auf den Instagram Kanälen der vier Rednerinnen mitverfolgt werden, der Gründerin von Hawar. Help und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal (@duzentekkal), der Menschenrechtsaktivistin Daniela Sepehri (@danielasepehri), der Nichte der gleichnamigen hingerichteten Bahá’í Tahere Arjomandi (@tahere1919) sowie der Journalistin und Moderatorin Shila Behjat (@shila_behjat). Das Video wird im Laufe der Woche auf den Youtube-Kanal von Hawar.Help geladen.

Sowohl Hawar.Help als auch Daniela Sepehri unterstützten die internationale Bahá’í-Gemeinde in den vergangenen Tagen bereits tatkräftig im Rahmen der Social Media Kampagne #OurStoryIsOne. Hawar.Help verwies in einer Reihe von Beiträgen sowohl auf Twitter, Instagram, Facebook als auch auf LinkedIn auf den 40. Jahrestag der Hinrichtung der zehn Bahá’í-Frauen. Ebenso veröffentlichte Daniela Sepehri über ihre Accounts auf Twitter, Instagram und LinkedIn eine Beitragsreihe zur Verfolgung der Bahá’í, insbesondere am Beispiel der zehn Frauen. Auch weitere Menschenrechtsorganisationen beteiligten sich an der Kampagne. Die Gesellschaft für bedrohte Völker veröffentlichte beispielsweise ein Video mit einer Stellungnahme auf Twitter, Instagram und Facebook.

Ebenso unterstützten einige Abgeordnete des Bundestages und aus Landtagen die Kampagne #OurStoryIsOne. So veröffentlichte die Vizepräsidentin des Bundestages und religionspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Petra Pau, eine Videobotschaft, in der sie der „zehn mutigen Bahá’í-Frauen“ gedachte. Sie betonte, dass die Bahá’í „in der Islamischen Republik Iran seit langem systematisch verfolgt“ werden „unter anderem weil sie in ihrem Glauben für die Gleichberechtigung der Geschlechter einstehen. Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Deutschen Bundestag aus der FDP-Fraktion, Rena Alt, veröffentlichte ebenfalls eine Videobotschaft, in der sie zum Ausdruck brachte, dass sie die Kampagne #OurStoryIsOne unterstützt, „weil sie eine Brücke schlägt zwischen den Frauen, die damals hingerichtet wurden, und den Iranerinnen, die sich heute gegen ihre Unterdrückung durch das islamische Regime auflehnen. In der Bahá’í-Religion sind Frauen und Männer gleichberechtigt.“ Und auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Franziska Kersten aus der SPD-Fraktion veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie ihre Gemeinsamkeit mit einer der hingerichteten Frauen beschrieb: „Roya Eschraghi, die mit ihrer Mutter und nur zwei Tage nach ihrem Vater hingerichtet wurde, studierte übrigens genau wie ich Veterinärwissenschaften bis sie wegen ihrer Religionszugehörigkeit von der Universität verwiesen wurde.“ Zu dem heutigen Instagram Live Gespräch schrieb sie: „Ich würde mich freuen, wenn dieses Gespräch viel Unterstützung von euch erfährt!“

Auch auf der Landesebene machten sich Abgeordnete für die Kampagne stark. Die Grünen-Abgeordnete des niedersächsischen Landtages Pippa Schneider verwies ebenso auf das Instagram Live Gespräch wie ihre Parteikollegin Anne Shepley aus dem Landtag Mecklenburg-Vorpommerns, Anne Shepley. Aus dem Berliner Abgeordnetenhaus bekannte sich der Vorsitzende der Linksfraktion, Carsten Schatz, zu der „Kampagne #OurStoryIsOne um den hingerichteten Frauen und den langen Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter zu ehren, den Frauen aller Glaubensrichtungen und Hintergründe im Iran seit vielen Jahrzehnten führen und der bis heute andauert.“ Er betonte, dass die Bahá’í-Frauen hingerichtet wurden „weil sie sich geweigert hatten, ihrem Glauben abzuschwören, der die Grundsätze der Gleichberechtigung der Geschlechter – im Iran nicht vorhanden und kriminalisiert – sowie der Einheit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit fördert.“

Über den 40. Jahrestag der Hinrichtung wurde vielfach medial berichtet. So war bereits am 16. Juni ein Beitrag im Deutschlandfunk zu hören, in dem sowohl Tahere Arjomandi als auch Shila Behjat zu Wort kamen. Außerdem beschrieb darin die mittlerweile in Australien lebende iranische Bahá’í Olya Roohizadegan, wie sie damals mit den zehn hingerichteten Frauen inhaftiert war: „In jeder Zelle waren etwa 40 bis 50 Frauen untergebracht, darunter waren Frauen, die man zum Tode verurteilt hat, schwangere Frauen und sogar stillende Mütter mit ihren Babys.“

Die Deutsche Welle berichtete auf Deutsch und Englisch über den Jahrestag und veröffentlichte einen Videobeitrag auf Persisch über die Gedenkveranstaltung, die am 18. Juni 2023 am Bahá’í Haus der Andacht von Europa stattfand. Im WDR 5 war am Jahrestag ebenfalls ein Beitrag zu hören. In der Wochenzeitung Die Welt war ein Beitrag von Shila Behjat zu lesen. Sie zitierte eine der zehn hingerichteten Bahá’í-Frauen, die junge Soziologin Zarrin Moghimi-Abyaneh, die nach einem Besuch im Adelabad-Gefängnis in Shiraz, von dem aus sie später zu ihrer Hinrichtung verbracht wurde, folgendes reflektierte: „Ich komme heute Abend aus dem Adelabad-Gefängnis, dem Zuhause der freien Geister und Schemtterlinge … wo hinter diesen hohen, steinernen Mauern Geister in Ketten liegen, die weit größer sind als diese Mauern. Wo jeder Stein vor Verwunderung ausruft, verwundert über diese namenlosen Helden, deren stille Schreie die Dunkelheit durchbohren.“

Nachtrag:

Das Gespräch kann mittlerweile hier angeschaut werden: https://www.youtube.com/watch?v=fw4dfHbsiFg

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